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22.10.2019
Machtvoller Bauernprotest
Am heutigen Vormittag waren die Straßen der Chemnitzer Innenstadt dicht gefüllt mit Traktoren. Was war der Grund für dieses eher ungewöhnliche Ereignis?
Eine bundesweit tätige Gruppe unabhängiger Landwirte hatte für den 22. Oktober unter dem Motto „Land schafft Verbindung: wir rufen zu Tisch!“ zu Traktorendemonstrationen in den Großstädten aufgerufen. Die Facebook-Gruppe hatte sich Anfang Oktober gegründet und innerhalb weniger Tage mehr als 10.000 Landwirte aus ganz Deutschland hinter sich versammelt.
Schnell fanden sich auch Landwirte, die die Organisation für eine Demonstration in Chemnitz in die Hand nahmen. Über Facebook und WhatsApp-Gruppen wurde der Aufruf dazu verbreitet. Auch unser Regionalbauernverband hatte seine Mitglieder aufgerufen, den Protest zu unterstützen und sich zahlreich an der Demonstration zu beteiligen. Ausgehend von 4 Startpunkten an der Chemnitzer Peripherie fuhren rund 300 Landwirte mit mehr als 160 Traktoren Richtung Innenstadt. Bei einer Kundgebung auf dem Johannisplatz erläuterten Landwirte den zahlreichen Medienvertretern die Gründe für ihre Teilnahme am bundesweiten Aktionstag.
In den vergangenen Monaten hatte sich bei ihnen ein enormer Frust aufgestaut. Ständig steigende Auflagen und Forderungen, ohne jeglichen finanziellen Ausgleich durch höhere Preise für landwirtschaftliche Produkte, gefährden immer mehr Landwirte in ihrer Existenz. Gleichzeitig verstärkt die Politik mit dem geplanten Mercosur-Handelsabkommen den Druck auf die landwirtschaftlichen Erzeugerpreise. Importe zu Billigpreisen und niedrigsten Sozial- und Umweltstandards gefährden die Versorgung mit qualitativ hochwertigen und kontrollierten Lebensmitteln aus der Region.
Das Fass zum Überlaufen gebracht hat dann das Agrarpaket der Bundesregierung. Dies sieht weitere Einschränkungen bei Pflanzenschutz und Düngung vor. Durch die Pläne zum Insektenschutz könnten in Deutschland rund 600.000 Hektar landwirtschaftlicher Fläche aufgrund zusätzlicher Auflagen nicht mehr rentabel bewirtschaftet werden. Kritisiert werden von den Landwirten auch das staatliche Tierwohllabel und die zusätzliche Umschichtung von Direktzahlungen. Die Direktzahlungen dienen eigentlich dem Ausgleich der Kostennachteile durch deutlich höheren Umwelt-, Tierschutz- und Sozialstandards im Vergleich zu den Mitbewerbern am Weltmarkt. Getrieben von den NGO´s werden die Standards in Deutschland und der EU ständig erhöht und gleichzeitig die Ausgleichszahlen dafür immer weiter gekürzt.
Die Regierung muss endlich wieder zu einer faktenbasierten Politik zurückfinden, anstatt den vermeintlichen Fachleuten der NGO´s nach dem Mund zu reden, so eine wesentliche Forderung der Landwirte! Klima-, Umwelt- und Tierschutz gehen nur mit uns und nicht gegen uns!
Stark macht den Landwirten auch zu schaffen, dass sie sich seit Jahren einem regelrechten Bauernbashing ausgesetzt fühlen. Die permanente Stimmungsmache gegen die moderne Landwirtschaft durch Tierschutz- und Umweltverbände sowie die Medien haben zu großer Frustration im Berufsstand geführt. Diskriminierung, Benachteiligung und Mobbing von Landwirten und ihren Angehörigen sind keine Seltenheit mehr. Das gefährdet die Zukunft der Betriebe und damit auch des ländlichen Raums. Deshalb haben sich auch besonders viele junge Landwirte an den Protesten beteiligt.
Vielen Dank an die Organisatoren für die gute Vorbereitung und an alle Teilnehmer für die hervorragende Disziplin! Bedanken möchten wir uns auch bei den vielen Polizisten, die die Veranstaltung abgesichert haben.
Link:
MDR um Zwei (ab min 21:30)
MDR Sachsenspiegel
MDR Aktuell